Wein-Tasting über den Wolken

Ready for Take-off? Ready for Tasting!

Wie schmeckt Wein „über den Wolken“? Welcher ist der richtige? Wir finden es heraus. Aber: ohne akribische Vorbereitung am Rande der Legalität und zwei Komplizen läuft nix.

Das letzte Mal, dass mir im Flugzeug ein guter Wein serviert wurde, ist schon etwas her: Lufthansa, Langstrecke, Nachtflug im A380. Ein guter Freund hat sein Meilenkonto geplündert, um ein kostenloses Upgrade in die Business Class zu ermöglichen. Die Weinkarte top, ein roter Chilene, in der richtigen Temperatur, mit einem charmanten Lächeln serviert, anständige Gläser. Der perfekte Schlummertrunk, ach.

Mittelweile sind meine Flüge: Low-Cost-Carrier, Mittelstrecke, A320 oder Boeing 737 in der Economy. Weinkarte gibt’s hier nicht, schlechter Wein, falsch temperiert, lieblos im Plastikbecher serviert; „Danke, nein, ich bleibe beim Tomatensaft.“ So geht das nicht weiter.

Das Ziel: Einen trinkbaren Wein auf 10.000 Meter Höhe bringen und herauszufinden, wie er schmeckt.

Der Plan: Einen Korkenzieher im Handgepäck durch die Sicherheit schmuggeln. Im Duty-Free-Shop einen kräftigen Rotwein (dazu später mehr) kaufen. In der Lounge ein Weinglas „ausleihen“. Und mit all dem ins Flugzeug.

Natürlich findet die freundliche Security-Mitarbeiterin den Korkenzieher. „Was ist das?“ „Der ist doch ganz klein und das Messer nur 3 cm lang“. „Der muss hierbleiben.“ „Aber den brauche ich gleich.“ Diskussion: Ich berichte von Ziel anständigen Wein in der Economy zu trinken. Und dass die Ergebnisse dieses Experimentes für Millionen von Weintrinkern auf der ganzen Welt von größter Bedeutung sind. Und, oh Wunder, ich darf den Korkenzieher mitnehmen.

Next Stop, Duty-Free-Shop in DUS. Na ja, das Angebot hätte ich mit breiter, tiefer, besser vorgestellt. Ok, ich wollte keinen Romanee Conti von 2016 für 27.950 EUR kaufen, aber das ich den Shop mit einem BLACK PRINT von SCHNEIDER verlasse, hätte ich nicht gedacht. Nun gut. Aber, das sollte sich noch als gute Wahl herausstellen.

In der Lounge gibt es „Weingläser“. Keine von Zalto, eher aus der Metro. Muss reichen.

Alle Bestandteile meines Experimentes nehme ich mit zu Platz 30 F, ich habe die ganze Reihe für mich, super. Nachdem „die Anschnallzeichen erloschen sind“ schreite ich zur Tat, hole Korkenzieher, Flasche und Glas aus dem Handgepäck. Der Stuart macht große Augen „Also, eigentlich“, „wenn das jeder…“, „noch nie“, wir kennen das. Seine Kollegin kommt „Ich regele das“ sagt sie. Nachdem ich erläutere, dass dies ein wissenschaftliches Experiment ist, auf dessen Ergebnisse die Welt wartet („following the science“ und so) erläutert sie mir, dass sie gerade eine Ausbildung zur Sommeliere macht und – winkt meinen Plan durch. YEAH (eurowings, ich sags ja). Das geplante Food-Pairing, Tapas-Platte mit Käsespezialitäten gibt es heute nicht („ist nicht geliefert worden“ Deja-vu Deutsche Bahn).

Forschungsergebnis: Ich kenne den Black Print ganz gut (nicht mein Liebling, aber ok). Auf Normalnull schmeckt er deutlich besser als hier oben.

Begründung: Das Essen im Flugzeug erinnert Dich geschmacklich an das Gefängnis-Essen, („Das war keine Steuerhinterziehung, ich wusste nur nicht, dass man das angeben muss.“ ;)) kein Wunder: Jahrzehntelange Forschung hat ergeben, dass der niedrige Luftdruck im Flieger unsere Geschmacksknospen beeinflusst und insbesondere unsere Wahrnehmung von Salzigkeit und Süße beeinträchtigt. Und was bedeutet das nun für Wein? Vergesst Weißburgunder im Flugzeug, auf 10.000 Metern bringen nur „Power-Weine“ Geschmacksknospen ans Arbeiten oder der Tomatensaft mit Salz und Pfeffer. Der Black Print, ein Cuvée aus Merlot, Cabernet Dorsa, Cabernet Sauvignon, Blaufränkisch und Syrah, Ausbau im Eichenholzfass, somit eine Geschmacks-Wuchtbrumme war vor diesem Hintergrund die perfekte Wahl. << >>