Was Omas Portwein mit Hannibal Lecter zu tun hat

Heute wird’s peinlich: Wir trinken den Wein, der angeblich „gar nicht geht“. Aber das ist uns selbstverständlich egal. Ihr kennt das Phänomen: Ihr bestellt Chianti und der Rest der Gruppe schaut euch schief an. Ja, ja, je beliebter eine Rebsorte oder ein Wein wird/ist, desto mehr wird er von „Weinkennern“ verschmäht. Als ob die Qualität des Weins durch seine Popularität gemindert würde. Oder Wein, der von den „falschen Leuten“ oder aus den „falschen Motiven“ getrunken wird, geht auch gar nicht. Alles Quatsch. Jetzt möchtet ihr Beispiele für „No-Go-Weine“? Na gut!



🤦‍♂️ Fangen wir gleich mit einem meiner Lieblinge an – „Portwein“. „Geht’s noch, den trinkt höchstens noch Oma“. Ja, weil Oma weiß, was gut ist. Und sie kennt auch den Unterschied zwischen Ruby, Tawny, Vintage & White (& Madeira, Carcavelos, Moscatel). Oma weiß auch, dass es süße Ports gibt, die idealen Getränke nach dem Essen (wenn Opa von Heldentaten im Schrebergarten berichtet). Sie kennt aber auch Extra Dry Port, der als Aperitif, zum Beispiel in Form eines Port-Tonic, eine gute Figur macht. Also, Port & Oma nicht unterschätzen.

🤦‍♂️ Noch was aus dem Rentnerregal: Riesling („Geht gar nicht, immer zu süß oder zu sauer“)! Der Trockene ist aber voll mein Ding. Wenn Du richtig gute Winzer (egal wo auf der Welt) nach ihren Lieblingsweinen fragst, Riesling ist fast immer! unter den Top 3. Das ist aber auch ein abgefahrenes Zeug. „Benzin“ ist beispielsweise eine beliebte Geschmacksnote für gereifte Rieslinge. Beim Tanken denke ich oft an Riesling.

🤦‍♂️ „ABC“ habt Ihr schon gehört: „Anything But Chardonnay“. Auch so ein Unfug. Ja, die Amis haben in der Vergangenheit grauenhafte Chardonnays (Coca-Cola-Wein) in Massen sowie in neuen Holzfässern produziert und so den Ruf dieses Weines ruiniert. Trotzdem bleibt er eine Spitzentraube, aus der man beispielsweise in Frankreich (aber auch in Portugal) sensationellen Wein macht, der sehr gut ist (und leider richtig Geld kostet). Guter Chardonnay geht immer.

🤦‍♂️ „Ich genoss seine Leber mit ein paar Fava-Bohnen, dazu einen ausgezeichneten Chianti“. Pairing-Empfehlungen von Hannibal Lecter nimmt man doch immer wieder gerne. Der Mann hat Ahnung und er meinte wahrscheinlich „Chianti Classico“. Gibt’s bei Lidl als 1,5-Liter-Flasche mit der sympathischen Strohummantelung für 12,50 EUR (der perfekte Begleiter zur 70er-Jahre-Mottoparty) oder als „Supertoskaner“ für 12.500 EUR (nur 0,75 l). Ja, ist oft sehr gefällig (das können die Italiener). Es gibt aber auch wirklich spannende Chianti. Mein kleiner Lieblingsitaliener in Hannover, hat sowas auf der Karte. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Leber mit den Fava-Bohnen…

Also: Bleibt „open minded“, auch wenn Weine „zu beliebt“ werden. Sie sind es schließlich nicht ohne Grund.

Wir Winebuddys nehmen beim Thema Wein jede Herausforderung an.
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