Wer Wein trinkt, muss auch mal was essen – Gedanken zu Hähnchen Piri-Piri Am Flughafen Rom

Dieser Flughafen bringt die Gedanken zum Fliegen.

Gerade sitze ich am – meiner Meinung nach – schönsten Flughafen Europas herum. In Rom. So geht Flughafen. Im Vergleich zu, sagen wir Frankfurt, wie das KDW zu Aldi (in den 2000er Jahren). Und jetzt habe ich Hunger! Und obwohl das kulinarische Angebot hier in Rom so unfassbar gut ist, wie an wahrscheinlich keinem Flughafen der Welt (Paris CDG = furchtbar), gibt’s hier nicht das, wonach mir gerade ist: Hähnchen; im allgemeinen und portugiesisches Hähnchen Piri-Piri im Besonderen. Eiweiß in einer seiner schönsten Formen. Als Rotisserie-Hähnchen oder vom Holzkohle-Grill. Aus der Aluschale, for Takeaway oder auf feinstem Porzellan, passt immer.

Gleich sind sie auf dem Teller

Hähnchen Piri-Piri oder sagen wir gleich die ganze portugiesische Küche werden in ihrer Qualität und ihrem Variantenreichtum vollständig unterschätzt. Die Rezepte, die brutale Einfachheit, die ehrliche, ungeschmickte Schönheit. Und Hähnchen ist hierfür typisch. Hähnchen schmecken in Portugal am besten, warum auch immer. Vielleicht weil die portugiesische Küche die besten Ideen aus ihrem ehemaligen Weltreich integriert hat, bei Hähnchen aus Afrika (z. B. Mozambique), aus Brasilien, Indien, Macao und was weiß ich woher. Und eigentlich ist immer ein Restaurant in der Nähe, das Grillhähnchen bietet (insbesondere an der Algarve), mit allem Zick und Zack kostete es meist weniger als 10 EUR. Und Hähnchen, sind für die Portugiesen etwas besonders, das Familienessen, Kindheitserinnerung, der gemeinsame Genuss, Portugal ohne Hähnchen? Was soll das sein?

Und weil das so ist, bin ich für Hähnchen aus anderen Ländern nicht mehr zu haben. Den portugiesischen „Frango da Guia aus der Churrasqueira“ kann der deutsche „Gummiadler aus der Frittenbude“ nicht im Ansatz das Wasser reichen, erst recht nicht dem aus dem Bonjardim in Lissabon. Erfreulicherweise gibt’s aber in vielen Ländern die Kette „Nandos“ (aus Südafrika, mit holländischem Eigentümer), die sich dem Piri-Piri-Hähnchen verschrieben hat (ist echt ok). Aber eben nicht in Rom FCO.

„Gummiadler aus der Frittenbude“

Richtig abgefahren wird es, wenn das Hähnchen mit einer würzig-scharfen Spanferkel-Soße serviert und von cremigem Reis mit Hühnchen-Innereien begleitet wird. Das hab‘ ich mal in Galegos (östlich von Porto gegessen). Unvergesslich. Aber in dieser Gegend (bzw. etwas südlich) ist Spanferkel auch die Spezialität (und das hat nahezu nix mit deutschem Spanferkel zu tun). Oder als „Frango à cafreal“, was aber nur selten angeboten wird (z.B. im „Zurai“ in Lissabon).

So jetzt habt ihr auch Hunger auf Piri-Piri Hähnchen in Lissabon, dann bucht eine Winebuddys-Tour für Lissabon. Entweder das „Bonjardim“, „O Churassco“, „Piri-Piri“, „Prima-vera“ oder das „A Valenciana“ liegen bestimmt auf unserer Tour, alles wunderbare, ehrliche, authentische Restaurants für die portugiesische Mittelschicht. Bei dieser Aufzählung frage ich mich gerade, warum keiner der „Top-Chefs“ aus Lissabon Hähnchen auf der Karte hat, immer auf der Suche nach was Neuem, wird die Neuinterpretation des Hähnchens sträflich vergessen. Alles fliegt durch die Sterneküche: Perlhühner, Wachteln, Tauben, Enten, aber keine Hähnchen. (Diego, von der Mesa de Lemos, bitte übernimm Du das.)

Jetzt zum Eigentlichen. Dem perfekten Getränke-Pairing. Und das heißt in diesem Falle mal: Bier! Das gehört zum Hähnchen wie Popcorn und Cola zum Kino. Überhaupt Bier, ok, nicht so super-spannend aber dafür geht Bier gerade in Situationen, in denen Wein so gar nicht geht. Und mittlerweile gibt es zu den zu perfekten und zu runden Kommerz-Bieren oft eine Craft-Beer-Alternative, sozusagen der Natural-Wine des Biers ;)) oder, in Kombination mit Piri-Piri-Hähnchen und wegen seiner Bitterkeit ein IPA (Indian Pale Ale). Das Beste wäre jedoch ein „Uerige Alt“ aus Düsseldorf, aber deren Distribution in Portugal ist, sagen wir: „dünn“. Somit bin ich in Gedanken bei einem Craft-Beer von Musa namens Frank A. Lass es uns beschreiben wie einen Wein: Frisch wie der Frühling, nicht so hopfig, Aroma von Zirrus-, ja tropischen Früchten, leicht bitter aber laaanger Abgang ;)). Bitteres Bier, scharfes Huhn = perfektes Pairing.

Euch ist jetzt nicht nach Bier? Ok, es gibt ein Getränk, das geht eigentlich immer (das Napoleon-Zitat kennt ihr sicher ;)): Champagner, klar. Und sehr gute Bubbles gibts auch in Portugal, insbesondere im Norden, zum Beispiel bei Luis Pato.

Bubbles zu Hähnchen ist vergleichbar zur Schlussszene von „Sideways“ in der endlich die Flasche Cheval Blanc von 1961 getrunken wird, Pause, – mit einem Hamburger ;)) es ist eine wunderschöne Szene. Während des gesamten Films sagt er: „Ich warte auf den perfekten Moment, ich warte auf den perfekten Moment“, und dann wird ihm klar, dass es im Leben nicht darum geht, auf den perfekten Moment zu warten, sondern darum, den Moment zu nutzen und das Leben jetzt zu genießen.

Essen in Eataly – kann man machen.

Das mache ich jetzt auch und genieße den Moment, denn während ich diesen letzten Satz schreibe ich, kommt die bestellte Pizza. Die wird gut, denn schlecht essen, ist in „Eataly“ kaum möglich. << >>